Interview mit Gabi Altengarten und Georgios Vassiliadis zur Sanierung West

Veröffentlicht am 16.04.2014 in Kommunales

Interview mit Gabi Altengarten, Ortsbeirätin und wohnhaft in West, und Georgios Vassiliadis, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat, zur Sanierung West

Wir sind froh, dass es die Sanierung West und auch die Förderung aus dem Programm Soziale Stadt West gibt. Die Erwartungen aber auch die Befürchtungen der Bürger sollen bei der Planung berücksichtigt werden, was bei der kürzlich beschlossenen Fortschreibung des Sanierungsrahmenplans auch stattgefunden hat. Denn in dieser Planung spiegeln sich viele für unsere Fraktion wichtige Belange, nämlich die Modernisierung von Gebäuden unter Berücksichtigung der aktuellen Energieeinsparverordnung, die Verkehrsplanung und die Aufwertung vorhandener öffentlicher und privater Grünanlagen und die Verbesserung der Nutzungsstruktur wieder.

 

Da viele sozial schwächere Menschen im Sanierungsgebiet West in Mietwohnungen leben (immerhin liegt der Anteil an Mietwohnungen im Sanierungsgebiet bei 90 Prozent und somit weit über dem Stadtdurchschnitt von nur 72 Prozent), ist es uns wichtig, dass möglichst viele Vermieter ihre Häuser sanieren. Denn so kann ein Anreiz dafür geschaffen werden, dass Mieter sorgsam mit den Mietobjekten und dem Wohnumfeld  umgehen. Schon kleinere Maßnahmen können Verhalten positiv beeinflussen: Wenn Vermieter wie etwa die GAG beispielsweise Gitter für die Müllcontainer ihrer Wohnanalgen aufstellen, liegt weniger Müll auf den Straße herum. Ein Problem ist jedoch weiterhin, dass gerade in der Valentin-Bauer-Siedlung aber auch in der Waltraudenstraße illegal Sperrmüll entsorgt, also einfach auf die Straße geworfen wird.

 

Obwohl West im Vergleich zum Stadtdurchschnitt ein „junger“ Stadtteil ist, so ist es uns dennoch wichtig, das Thema „Barrierefreiheit“ mal anzusprechen. Denn Ziel einer stabilitätsfördernden Stadtteilentwicklung muss es sein, die Bewohner auch nach dem Generationenwechsel im Quartier zu halten. Außerdem betrifft das Thema „Barrierefreiheit“ nicht nur die ältere Generation, sondern auch Mütter mit Kinderwägen und behinderte Menschen. Die barrierefreie Umgestaltung des Wohnumfelds ist in der Sanierungsrahmenplanung vorgesehen, und es ist seit Sanierungsbeginn auch schon einiges passiert. Ein großer Mangel herrscht allerdings noch bei barrierefrei zugänglichen Wohnungen. Es wäre schön, wenn beispielsweise ein Teil der zahlreichen Mehrfamilienhäuser durch rückwärtige Laubengänge mit Außenaufzug barrierefrei erschlossen werden könnte.

 

Etwas erstaunt sind wir darüber, dass es auf der privaten Baustelle Valentin-Bauer-Straße 19 nicht weiter geht. Nachdem im Jahr 2012 endlich der städtebauliche Missstand durch Abbruch des früheren Gebäudes beseitigt wurde, dachten wir, dass jetzt alles „in trockenen Tüchern“ ist. Aber seit über einem Jahr geht es nicht mehr weiter: Die Baugrube liegt offen da, die Brandgiebel der angrenzenden Häuser sind ungeschützt. Hier muss dringend etwas passieren.

 

Was die Verkehrsplanung anbelangt, so konnte durch die Umgestaltung vieler Straßen als 30 km/h -Zonen eine gewisse Lärmminderung erreicht werden. Auch die Parkmöglichkeiten sind im Großen und Ganzen in Ordnung. Ein „Dorn im Auge“ ist uns allerdings die Kreuzung Frankenthaler-Straße/Rohrlachstraße. Hier passieren sehr viele Unfälle. Da muss etwas für die Sicherheit von Fußgängern, Radfahrern und PKW getan werden, sei es durch eine geänderte Schaltung der Lichtsignalanlage oder durch eine bessere Fahrbahnmarkierung der Spuren für Fußgänger und Radfahrer.

 

Wichtig ist uns, dass das Stadtteilzentrum in der Valentin-Bauer-Straße und auch in der Frankenthaler Straße gestärkt wird. In diesen zentralen Bereichen des Sanierungsgebiets soll ein Nebeneinander von Wohnen, Arbeiten, Geschäften und Dienstleistungseinrichtungen sowie sozialen und kulturellen Einrichtungen möglich sein. Eine Ansiedlung weiterer gastronomischer Einrichtungen in der Valentin-Bauer-Straße darf nicht erfolgen, da nur so verhindert werden kann, dass noch mehr Geldspielautomaten aufgestellt werden. Die wäre angesichts des sozialen Hintergrunds vieler Bewohner im Stadtteil West eine fatale Entwicklung. Hinzu kommt die Gefährdung von Jugendlichen, die so an das Glücksspiel herangeführt werden.

 

Wir wünschen uns - jetzt nachdem sogar gleich zwei Bäckereien geschlossen haben, dringend eine neue Bäckerei im Zentrum von West. Denn die  - übrigens sehr attraktive - Filiale von Bäckerei Görtz in der Bgm.-Grünzweig-Straße ist fast etwas zu weit entfernt. Vielleicht lässt Bäcker Görtz sich ja überreden, in der Valentin-Bauer-Straße noch eine kleine Filiale aufzumachen?

 

Auch ansonsten ist die Nahversorgung in West eher schlecht. Der noch vorhandene Pennymarkt in der Frankenthaler Straße trägt sich mit Erweiterungsabsichten, die am Standort selbst wohl nicht erfüllt werden können. Wir hoffen, dass es gelingt, einen Ersatzstandort im Sanierungsgebiet zu finden. Denn sonst ist in fußläufiger Entfernung keine Nahversorgung mehr möglich. Dies wäre dann nicht nur für ältere Leute ein Problem. Denn im Rahmen einer Befragung für das Einzelhandels- und Zentrenkonzept Ludwigshafen 2011 haben knapp 84 % aller Bürger von West angegeben, innerhalb des Stadtteils einzukaufen. Auch einen Drogeriemarkt ebenso wie eine Postfiliale könnten wir gut gebrauchen.

 

Wir als Fraktion bemängeln zudem die ärztliche Versorgung in West: Zwar sind derzeit zwei Allgemeinärzte vorhanden. Aber es fehlen ein Zahnarzt, ein Physiotherapeut und auch ein Kinderarzt. Es wäre sinnvoll, wenn ein Ärztehaus hier entstehen würde. Ob dieser Wunsch erfüllt werden kann, hängt wohl von der kassenärztlichen Bedarfsplanung und natürlich auch von der vorhandenen und künftigen Bewohnerstruktur (Anzahl und Altersklassen) ab.

 

Unattraktiv ist das Angebot für Jugendliche, denn sie wissen nicht, wohin sie in West gehen sollen. Es fehlt ein Jugendzentrum, so wie es im integrierten Handlungskonzept soziale Stadt vorgesehen ist. Wir hoffen, dass vielleicht langfristig doch die Idee, das inzwischen verkaufte und leer stehenden Kirchengebäude der Heilig-Kreuz-Kirche für soziale und kulturelle Zwecke zu nutzen, realisiert werden kann. Dort könnten dann unter anderem auch Jugendräume zur Verfügung gestellt werden. Viel Gutes tut derzeit der Bürgertreff West in der Valentin-Bauer-Straße 18 mit dem Quartiersmanager. Auch die IG West, die häufig dort vertreten ist, bietet beispielsweise Hausaufgabenhilfe an, macht - ebenso wie viele andere Vereine in West - auch kulturelle Angebote und bemüht sich um die Integration von Bürgern mit Migrationshintergrund. Genial finden wir die Idee des Quartiersmanagers, auf einer städtischen Freifläche in der Amalienstraße einen Bürgergarten anzulegen. Mal sehen, wie der Vorschlag im Frühjahr 2014 angenommen wird.

(Quelle: Informationen zum Sanierungsgebiet West, Ausgabe 3/2014)

Hier können Sie die ganze Sanierungszeitung herunterladen.

Social Media

    

Machen Sie mit!