Fast alle Ortsvorsteher für Stadtstraße

Veröffentlicht am 01.03.2014 in Kommunales

- Interview mit allen amtierenden Ortsvorstehern in Ludwigshafen über die Hochstraße Nord -

Breite Zustimmung zur langen ebenerdigen Trasse /
Heller und Priolo unschlüssig wegen offener Verkehrsfragen

Fast alle Ortsvorsteher für Stadtstraße

Zentrale Verkehrsfragen wie etwa am Europaplatz sind für die beiden Ortsvorsteher der Innenstadtbezirke, Christoph Heller (CDU) und Antonio Priolo (SPD), noch ungelöst. Sie sind daher unschlüssig, wie sie am 24. März im Stadtrat abstimmen. Ihre Kollegen aus sieben Stadtteilen haben sich indes bereits entschieden, sie befürworten - mehr oder weniger deutlich - die lange Stadtstraße als Ersatz für die Hochstraße Nord, so eine "MM"-Umfrage.

"Bei der Tieflage bleiben die Baukosten mit 270 Millionen Euro noch relativ im Rahmen gegenüber 333 Millionen Euro bei der Hochstraße. Zudem sind die Unterhaltskosten geringer, auch die Bauzeit ist viel kürzer", sieht Klaus Schneider (Gartenstadt/CDU) eindeutige Vorteile einer ebenerdigen Straße. Parteifreund Carlo Saxl (Friesenheim) nennt einen weiteren Aspekt: "Bei einer Hochstraße steht alle 20 bis 30 Jahre eine teure Sanierung an. Dies ist finanziell nicht vertretbar."

"Nicht im Verkehr ersticken"

Für Udo Scheuermann (Oppau/SPD) hat die Tieflage vor allem wegen der städtebaulichen Entwicklungschancen ihren Reiz. "Gleichwohl ist noch manches zu klären, etwa ob an den Kreuzungen der neuen Stadtstraße mehr Stauraum nötig ist", sagt der baupolitische Sprecher der SPD. Es gelte, aus den Erfahrungen bei der Verkehrserschließung des Gebiets Westlich B 9 zu lernen. "Am Computer hatte es funktioniert, in der Realität gab es Probleme, so dass wir nachbessern mussten."

"Der Hemshof darf nicht im Verkehr ersticken, die Abgasbelastung nicht weiter steigen", fordert Parteifreund Priolo, Ortsvorsteher der Nördlichen Innenstadt. Bei der Gestaltung etwa des Europaplatzes sieht er viel Info- und Gesprächsbedarf. Er habe sich daher bei der Vorzugsvariante noch nicht festgelegt. "Einerseits muss man auf die Wirtschaftlichkeit der Lösung schauen, andererseits darf der Stadtteil nicht zu stark belastet werden."

Die gleichen Bedenken hegt der Ortsvorsteher der Südlichen Innenstadt. "Für mich ist nicht so wichtig, dass man schnell von Bad Dürkheim nach Mannheim kommt, sondern von der Innenstadt in den Hemshof." Zur innerstädtischen Gemengelage wünscht sich Heller noch mehr Auskünfte. Eine Hochstraße in bestehender Form lehnt er indes ebenso ab wie eine kurze Stadtstraße ("Das bringt nicht viel").

Diese beiden Varianten hatte auch Heike Scharfenberger (Ruchheim) seit längerem verworfen. Ihre persönliche Ansicht will die Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion mit Rücksicht auf die laufende Meinungsbildung in der Fraktion noch nicht kundtun. Gleichwohl ließ sie durchblicken, dass sie mit der Tieflage der Straße sehr gut leben könne. Zudem müsse das Ergebnis der Bürgerbeteiligung berücksichtigt werden, wonach eine große Mehrheit eine lange Stadtstraße wünscht. Dieser Aspekt ist auch Rita Augustin-Funck (Maudach/CDU) wichtig. Zudem hält sie die große Kostendifferenz für ein gravierendes Argument.

Auch für Anke Simon (Mundenheim/SPD) ist die viel geringere Gesamtsumme bedeutsam, weil "damit die Finanzierung leichter wird, zumal wir auf hohe Zuschüsse angewiesen sind." Nach ihrer Ansicht sprechen noch andere Gründe für die Tieflage. "Bei aller Euphorie sollten wir aber nicht vergessen, dass einige Verkehrsfragen zu klären sind. Auf jeden Fall muss der öffentliche Nahverkehr verbessert werden."

Dieter Heintz (Oggersheim/CDU) befürwortet die lange Stadtstraße schon wegen der Kosten: "Eine um 60 Millionen Euro teurere Lösung wäre nicht vermittelbar, zumal wir jetzt schon viele andere Projekte mit geringen sechsstelligen Beträgen zurückstellen müssen."

(Mannheimer Morgen, Samstag, 01.03.2014)

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