Mit lauter Stimme, viel Charme und guter Laune

Veröffentlicht am 10.07.2017 in Kommunales

Ortsvorsteher Antonio Priolo führt 30 Interessierte durch den Hemshof – Heimat von 23 000 Menschen aus 110 Nationen

In der Reihe „Ortsvorsteher führen durch ihren Stadtteil“ hat Antonio Priolo (SPD) am Samstagabend die Teilnehmer zu einem ausgedehnten Spaziergang durch den Hemshof mitgenommen. Rund 30 Neugierige waren dabei und staunten über grüne Plätze und schöne Altbauten.

Trotz der noch sehr warmen Temperaturen hat sich am frühen Abend eine größere Gruppe von Menschen am Treffpunkt Europaplatz versammelt. „Ich bin in Ludwigshafen geboren, aber den Hemshof kenne ich nicht so gut“, erzählt Ingeborg Hörnig. Sie hat schon andere Stadtteilführungen mitgemacht und den Termin für den Hemshof in der RHEINPFALZ entdeckt. „Ich bin neugierig, ob Antonio mir Ecken vom Hemshof zeigen kann, die ich noch nicht kenne“, sagt OB-Kandidatin Jutta Steinruck (SPD), die sich als „Überraschungsgast“ der Führung anschließt.Mit lauter Stimme, viel Charme und einer Riesenportion guter Laune begrüßt Priolo die Neugierigen. „Der Hemshof war das teuerste Sanierungsgebiet in Deutschland“, berichtet der Ortsvorsteher und macht als Erstes auf die Vorgeschichte des Stadtteils aufmerksam. Die nördliche Innenstadt sei Heimat von 23.000 Menschen, bei einem Anteil von Migranten von 50 Prozent leben hier Menschen aus 110 Nationen.

 

Vom Stadthaus Nord am Europaplatz führt der Weg zur Gräfenauschule mit dem Wasserturm, dem Wahrzeichen des Hemshofs. „Er ist noch immer funktionstüchtig, aber nicht zu besichtigen“, erläutert Priolo. An der Prinzregentenstraße trifft die Gruppe Reste eines rustikalen Bauwerks aus rotem Sandstein. „Hier ist das Tor zum Hemshof. Das sind Reste des alten Viadukts. Früher ist hier eine Straßenbahn gefahren“, erklärt der 62-jährige. Bis zur Verlegung des Hauptbahnhofs ermöglichte diese „Viadukt“ genannte Straßenbrücke hier die Überquerung der Bahngleise und wurde bei der Hemshofsanierung 1974 abgerissen.

 

Die Prinzregentenstraße hat als ehemalige Hauptverkehrsachse damit eine gewaltige Veränderung erfahren. Heute gibt es hohe Bäume in der Mitte und keinen Durchgangsverkehr mehr. Ein paar Meter weiter ist das Büro des Ortsvorstehers. Am Brunnen in der Nähe spielen Kinder. Mit den zahlreichen schönen Gründerzeithäusern hat die Straße ein ganz besonderes und sehr entspanntes Flair.

Auch in der Gartenstraße stehen noch ein paar schöne sanierte alte Häuser. Der Weg führt über die Hartmannstraße. „Das hier hieß früher ,Little Italy’ wegen der vielen italienischen Kneipen“, erzählt der italienischstämmige Priolo. Er kennt viele Menschen im Stadtteil und vermutlich sämtliche Italiener persönlich. Ständig trifft er Leute, gibt es Begrüßungen und Winken im Vorbeigehen. Die Route führt weiter durch den grünen Hemshofpark mit seinen hohen Bäumen. Die Büsche am Rand mussten weg, damit die Sicht in den Park frei wird, erläutert Priolo. Es sei da zu viel passiert, deutet er auch dunkle Seiten des Hemshofs an.

Zurück auf der Prinzregentenstraße, gelangt die Gruppe zum Prinzregententheater. „Dieses Theater hat den Hemshof im ganzen Land bekannt gemacht“, empfiehlt er einen Besuch. Zur Leuschnerstraße mit dem zweiten Stadtteiltheater „Hemshofschachtel“ führe der Weg heute leider nicht, bedauert Priolo. Vorbei am Sitz des Offenen Kanals, macht er auf das Eckhaus Nummer 51 aufmerksam. Der schöne Gründerzeitbau habe leer gestanden. Zum Glück habe die GAG das Haus gekauft und saniere es jetzt, zeigt er sich zufrieden.

Wieder kommt ein großer Platz mit Bäumen in Sicht, wir sind an der Dreifaltigkeitskirche. Die neugotische Kirche sei sonntags immer voll, weil alle Italiener in der Stadt hierher kämen, meint der Ortsvorsteher. Vorbei am bemalten Bunker durch den Park zur Hemshofstraße, nähern wir uns dem „Kulturm“ als letzter Station der Führung. „Er war schon Bunker, Hotel und Wasserturm“, so Priolo. Den Wasserbehälter besitze er immer noch, auch wenn er heute ein Kulturtreff sei, fordert er zum Besuch auf. In der Ferne ist die Hemshof-Kolonie der BASF mit den alten Arbeiterhäuschen zu sehen.

„Der Hemshof ist eigentlich schön“, findet Alice Große, die mit Normann Scheid zur Führung aus Freinsheim gekommen ist. Der schlechte Ruf von früher sei nicht mehr passend, stellt auch er fest.

(Rheinpfalz vom 10.07.2017)

Social Media

    

Machen Sie mit!